Die Metallstangen der Reling zerteilen den Blick auf die Aulandschaft, deren Ruhe vom lauten Röhren der zwei Motoren durchbrochen wird. Da der Fluss Hochwasser führt, schwappen die vom Schnellboot verursachten Wellen in die überfluteten Wälder, so dass die Bäume sanft schwanken und immer wieder Vogelschwärme auffliegen. In einem Bildband in einer Pension werde ich später lesen, dass das ganze Gebiet aus ausgedehnten, schwimmenden Schilfinseln besteht, die ständig ihre Position und ihre Grenzen ändern, und man sich, wenn man die Verhältnisse nicht kennt, in diesem Labyrinth trotz genauer Beschilderung nicht zurechtfinden und sich in den Seitenkanälen verirren würde, da alte Wege schnell unpassierbar werden. Für die Einheimischen im Boot, die auf Dieselkanistern und Kisten mit Lebensmitteln sitzen, ist die Fahrt alltäglich – ein fotografierendes Pärchen am Bug begeistert sich hingegen für die Vogelschwärme, die das Boot manchmal überholen. Die Bewegungen der einzelnen Tiere wirken geschmeidig und gleitend, doch manchmal wechselt der Schwarm als Ganzes ruckhaft die Richtung und damit auch die Farbe, von schwarz auf weiß und umgekehrt. Am Abend rauche ich aus dem Fenster des Pensionszimmers lehnend eine Zigarette und sehe unter mir in einer Pfütze die konzentrischen Kreise der Regentropfen ineinander übergehen: im Sekundentakt entstehen neue Zentren, die sich ausbreiten, bis ihre Grenzen mit denen der anderen verschwimmen.