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Morgens, wenn die Nebelschwaden durch die Baumkronen ziehen und nach und nach vom Wind davongetragen werden, singen die Vögel am lautesten. Die flüchtige Dunkelheit weicht einem schimmernden Grau, unzählbare Wassertropfen hängen funkelnd an den Blättern und prasseln herab, wenn ein unsichtbarer Waldgeist sich weiter oben in den Ästen bewegt.
Im Dorf ist es ruhig und im großen Feuer glühen noch die letzten Holzreste. Seit Tagen wartet der Schamane, bis es so weit ist, bis er endlich gerufen wird; Und als er vorsichtig die Tür öffnet streift sein Kopf ein Bündel Kräuter, das die Dämonen abwehrt und das neue Leben schützt. Kokossalbe trägt er bei sich für den Mutterbauch, und das Blut für das Opferritual hat er in einer kleinen Tonflasche am Gürtel hängen - Gaben für die Schwangere und die Götter, für das Kind und die Geister. Nachdem er seinen Teil beigetragen hat, überlässt er den Raum den Frauen und setzt sich zu den anderen draußen am Platz. Sie wissen: alles geht den gewohnten Weg, gütige Hände bewahren das Dorf vor Unheil. Gespannt warten sie. Der Wald hält den Atem an, und aus dem Blätterdach blicken hunderte Augen herab auf das Wunder: ein Kind ist geboren worden, und als es aus der Hütte herausgetragen und gezeigt wird, tanzen die flinken Halbwesen in den Bäumen vor Freude.
Ein neuer Mensch in einer uralten Gruppe, in der natürliche Ordnungen die Zeit bestimmen: Tag und Nacht, Sonne und Regen, Aussaat und Reisernte, Geburt und Tod. Ein Mensch, der mit dem Wald leben und sich leiten lassen wird von den Zeichen, die die Pflanzen und Tiere ihm geben, der selbst den kleinsten Lufthauch und das geringste Rascheln verstehen wird. Ein Mensch, der die Geister verehrt und die Alten respektiert.
Aber zuerst muss das Erdenkind einen Namen bekommen, den man rufen kann, wenn gesucht, und der geflüstert werden kann, wenn geliebt wird. Die Zeremonie ist seit Anbeginn der Zeit dieselbe: ein in der Mitte gespaltener Bambusstock wird von den Dorfältesten mit einem Namen beschworen. Dann werfen sie die zwei Hälften in die Luft, und wenn sie richtig liegen bleiben und der Säugling nicht weint, ist es beschlossen. Daran, dass die Kinder früher hässliche Namen bekamen, damit die Dämonen das Interesse verlieren in den ersten Monaten, in denen der Geist des Neugeborenen noch schutzlos und weich ist, daran erinnert sich niemand mehr.
Eine Wand aus Wald, die aufmerksam das Ufer beobachtende Augen ermüden lässt. Das stete Tuckern der Dampfmaschine: peu a peu, stromaufwärts, avance! Stundenlang nichts, nur grünes Chaos, dann auf einer Sandbank regelmäßige Salatbeete, reihenweise Pflanzen, danach wieder Felszacken. Das Zwitschern der Vögel ist ohrenbetäubend, besonders am Morgen – aber sie hatten sich daran gewöhnt. Der Heizer schaufelt und schwitzt, der Bootsführer wischt sich den Schweiß aus den Augenbrauen, die anderen spielen im Schatten Karten und zerdrücken manchmal ein Mosquito auf der geröteten Haut. Bald werden sie auch das nicht mehr tun, aber noch sind sie motiviert und kräftig - erst vor wenigen Tagen sind sie in der großen Hafenstadt mit ihren schönen Kolonialgebäuden aufgebrochen. Große Warenhäuser gibt es dort, Häuser, die auf der ganzen Welt ähnlich aussehen, und Kneipen mit Musik von Zuhause, Bier und kleinen Frauen. Eine stattliche Postzentrale, eine ehrwürdige Kirche und jede Menge Kaffeehäuser, Opiumhöhlen und Villen. Hier gab es nur große Bäume und kleine Bäume, von Schlingpflanzen überwucherte und tote Bäume, unzählige Grüntöne und ein Schattenspiel, das im Halbschlaf Ängste weckt: War da was? Da war was! Was war da?
Immer wieder kommen sie zu Vorrichtungen, die wohl der Fischerei dienen: große, geflochtene Gerüste, die stromabwärts spitz zulaufen. Einmal sehen sie ein paar schmale Langboote am Ufer, aber niemand ist zu sehen und ein Anlegen unmöglich. Hügelkette hinter Hügelkette, vorsichtig umschippern sie Untiefen und Felszacken. Ständig fühlen sie sich von unbekannten Augen aus dem Unterholz beobachtet, hinter jeder Biegung könnte eine Falle lauern. Abends suchen sie einen Ankerplatz, aber die Ufer sind zu steil, um das Boot zu verlassen, also richten sie sich wie schon in den vergangenen Nächten auf den schmalen Holzbänken ein. Lange wird es nicht mehr dauern, doch es ist erst der Anfang.
In der Stadt wird gebaut und renoviert. Eine Zeit des Umbruchs hat begonnen, die alten Regeln gelten zwar noch, verblassen aber immer mehr vor einer neuen Macht. Noch knien Mandarine in prächtigen Gewändern vor dem Kind-Kaiser, der kaum das schwere Goldsiegel heben kann, um die Truppenbefehle zu unterzeichnen. Danach flüstern sie ihm ins Ohr, wie er die juristischen Dokumente kommentieren soll, die ihm gereicht werden, und so führt er die zierlichen Stempel mit der roten Tinte über das Pergament: gesehen, falsch, zu überarbeiten… Eine tägliche Pflicht, ausgehöhlt. Die Palastbibliothek war schon vor dutzenden Jahren auf einer Insel errichtet worden, um die wertvollen Schriften vor Ungeziefer zu schützen, doch nun gibt es keine hoheitlichen Grenzen mehr, nichts ist mehr sicher. Noch werden immer neue Kostüme für die Tanzrituale geschneidert und Votivpapiere zum Verbrennen in den Tempeln beschrieben, noch werden die spitzen Goldhauben mit ihren wippenden Federn gepflegt für die royalen Zeremonien. Kleine Geschenke bekommt er an den Tagen der öffentlichen Paraden oder bei Staatsbesuchen, begleitet vom Affenkreischen. Auf den Säulen im Palast stehen Gedichte über Frieden und Wohlstand, aber der Kind-Kaiser ist nicht der erste, der bereits die fremde Sprache angenommen hat und nur mehr wie eine hübsche Marionette sich der militärischen und wirtschaftlichen Macht beugt.
Ein anderes Kind bekommt von all dem nicht viel mit. Es hat die Lektionen der Älteren und die Regeln des Waldes gelernt, nun soll es heiraten und sich vermehren. Die Brautfamilie macht einen Antrag, der Dorfälteste führt darüber Buch. Ein Fest wird gefeiert, und in geflochtenen Körben werden Geschenke über die steilen Berghänge getragen: Gewänder, mit Wachsbatik und Stickereien verziert; Betelnussbeutel, Knöpfe in Form von Schmetterlingen, Reis und Hühner, Alkohol aus fermentiertem Bambus und wertvolle Strohhalmhalterungen. Die Vermittler der Dörfer sprechen die Zeremonie in der traditionellen Hochzeitssprache, die Frauen tanzen und zeigen lachend ihre schwarz gefärbten Zähne. Zuerst wohnt das Brautpaar 10 Tage bei den Eltern des Bräutigams, danach bei der Familie der Braut, wo die Mutter bestimmt. Das Ehebett wird liebevoll hergerichtet, die Tücher vorsichtig glattgestrichen: hier passiert die Zukunft, wissen sie.
Die Männer im Kanonenboot sind inzwischen längst umgekehrt. Der große Fluss, Nährstoffspender für die Reisfelder, rotbraune Lebensader und reißender Zerstörer, versperrte ihnen mit unüberwindlichen Wasserfällen den Weg. Hoffnungslos war das knapp 30 Fuß lange Dampfboot an den Felsen und Stromschnellen gescheitert, die hunderte, vielleicht tausende Inseln im Fluss umschlossen. Gelandet waren sie zwar, hatten mehrere Tage zu Fuß versucht, eine Passage zu finden, aber ergebnislos: selbst flussabwärts wäre es ein halsbrecherischer Ritt, der kaum zu überleben wäre. Aber wie kann die fremde Macht den Strom trotzdem nutzen, wie diesen strategischen Wendepunkt für sich gewinnen, wie die militärische Dominanz in den Norden bringen, in die Wälder, die noch von den Wilden beherrscht werden?
Ein Plan wird gefasst: Das große Hindernis wird überwunden werden! Am Südende der größten Insel sollen die Kanonenboote an Land gehievt und zerlegt werden. Die ersten Boote werden Eisenbahnschienen bringen, die Strecke wurde bereits vermessen, dann soll eine Schmalspurbahn über die Insel gebaut werden, eine Brücke auf die nächste Insel weiter nördlich und schließlich zwei kleine Häfen, um dem Projekt langfristigen Bestand zu gewähren. Und tatsächlich: ein halbes Jahr später landen die ersten Schiffe mit Material und Arbeitssklaven. Aber der Fluss wehrt sich: noch größere Wassermassen stürzen über die Felsen, die Regenzeit macht den Pionieren mit Tropenhelm einen Strich durch die Rechnung. Ein neuer Landeplatz muss gesucht werden, die Strecke wird neu berechnet, der Weg über die Insel dadurch länger - es gibt zu wenig Schienen! Rückschläge für die Herren auf den Schwarz-Weiß Fotos, braun und gelb blicken sie uns heute von einer Tafel am Abgrund entgegen, wo wir ein schnelles Panoramafoto von den in die Tiefe donnernden Wasserfällen schießen, bevor wir den Kameramodus switchen und ein Selfie machen – eine Anwesenheitsbestätigung für die sozialen Medien. Sie finden letztendlich eine Lösung, mühsam und kraftraubend für die abgemagerten Arbeiter: einen Bahndamm durch den Dschungel und die Reisfelder müssen sie bauen, durch die wenigen kleinen Dörfer, in denen wir heute Happyshakes zu Sonderpreisen angeboten bekommen. Sie beginnen die Gleise zu verlegen, zerlegen und verladen die Boote und ziehen sie händisch über die Inseln - die kleine Lokomotive und die betonierten Verladerampen werden erst kommen, wenn die Gegend gesichert ist. Waffen in den Norden, Rohmaterialien in den Süden, das Land erobern: das ist der Plan. An dem Punkt, an dem die Schienen enden, bauen sie die Gleise hinter sich ab und vor dem Wagen wieder auf, bis sie die andere Seite der Insel erreicht haben. In 4 Teile müssen sie jedes Boot zerlegen, zwei Waggons stehen zur Verfügung, knapp drei Tage dauert der Kraftakt pro Fahrt. Eine technische Meisterleistung, schwärmen sie in der Hauptstadt, in den Sitzungsräumen und Kasernen, in Sakristeien und Schulen. Ein Meilenstein in der Zivilisierung dieser gottverlassenen Gegend. Ein Todesurteil für die, die hier arbeiten.
Nur wenige Jahre wird die Strecke letztendlich in Betrieb sein, bis am Ufer eine Straße gebaut wird.
Die königliche Holzgesellschaft untersteht dem Forst- und Landwirtschaftsministerium und macht das Auslandsterritorium nutzbar. Im Basislager der Abteilung Teak-Nord hängt eine Liste. Drei Holzfäller und ein Mahut arbeiten pro Elefanten. Ihre Ausrüstung:
- 1x 4,5 Fuß Säge
- 2x Axt
- 3x Messer, Machete
- 3x Keil, mindestens
- 1x schwere Holzkette
- 1x 18 Zoll Säge, holländisch
- 1x Dreikantfeile
- 1x Handbohrer, 27 Fuß
- 1x Stemmeisen
- 1x Spaten
- 1x Harke
- 1x Elefantenkette
- 1x schwerer Pflock
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Zwei Männer gehen spazieren. In den schmalen Gassen der Innenstadt herrscht reger Betrieb. Sie sprechen miteinander:
Wir müssen Tempel bauen, Tempel aus großen Steinblöcken, denn Unsere Menschen müssen wissen, wen sie anbeten: den Gottkönig - Uns selbst, und niemand sonst! Immer neu müssen Wir anfangen, und hat eine Generation devoter Untertanen Millionen Tonnen Stein unter Aufwendung ihrer Lebenskräfte abgetragen, transportiert und wieder aufgetürmt, baut die nächste ein paar Kilometer entfernt weiter an Unserem endlosen Projekt. Ein neues Wasserbecken? 6000 Arbeiter, 100 Elefanten, 3 Jahre ohne Dürre - fertig. Sklaven und Aufseher, Furcht und Verehrung, ein klares System: und schon ist der Wald gerodet, schon stehen die größten Statuen, schon zieren kilometerlange Reliefverläufe mehrere Stockwerke, schon umfangen filigrane Schautafeln Unseres Selbstverständnisses das Heiligtum mit Erzähltem. Denn wenn Unser Volk kommt, um zu huldigen, soll es staunen über die Geschichten und vor allem soll es schaudern vor Uns und den Göttern. Schon von Weitem sehen sie die Türme, die die Baumkronen durchbrechen und sich über die Welt erheben. Sie sind das Größte, was sie jemals gesehen haben. Nach tagelangem, beschwerlichem Pilgerweg öffnet sich plötzlich der Dschungel, gibt den Blick frei auf den breiten Wassergraben und die hohe äußere Mauer. Sicher soll Unser Tempel sein, kein Feind soll dem Gottkönig in seinem Palast schaden.
Politik ist wie das Wasserpuppentheater. Am wichtigsten ist das Orchester. Und die Tonart. Ich erinnere mich, wie wir als Kinder in der Kolonialschule gelernt haben gerade zu sitzen und zu sprechen wie sie, wie wir neugierig gestaunt haben über die Erzählungen von den großen Städten in der Fremde und wie uns die Ehrfurcht abverlangt worden ist, mit allen Mitteln; Ich weiß noch, wie ich anfangs vermitteln wollte und wie sie dann schossen auf uns in der Königsstadt, und wie wir dann vor dem Krieg die Pamphlete verborgen in den Reisigbesen an den fremden Polizisten vorbei geschmuggelt haben. Aufbruch und Veränderung, ein Ende der Ungerechtigkeiten und der imperialistischen Unterdrückung! Denn wie schon der große Vorsitzende gesagt hat: nur die Menschen selbst sind ausschlaggebend für die Weltgeschichte.
Der Weg ist lang und sie sind erschöpft, wenn sie zu Uns kommen. Vom äußeren Tor ziehen sie über eine offene Wiese, die geschmückt ist mit kunstvoll verzierten Sträuchern, der Leibgarde und kleinen Pavillons. Und nicht den Weg verlassen, das Gras nicht betreten! Wir ließen das Tor so errichten, dass Wir von der Paradeterrasse direkt auf unsere Elefanten steigen können. Damit haben Wir die Tradition unseres geehrten Vaters, des seligen Gottkönigs, fortgeführt und emporgehoben. Tänze und Prozessionen zu Ehren des Palastherrn! Nach 1700 Fuß kommt für die Pilgernden schließlich: die erste Galerie, jene der Weltentstehung, wo sie Schritt für Schritt erfahren von den Gottheiten und dem Elixier, von der Schlange im Milchozean und den Dämonen mit ihren Fratzen. Glotzäugig kämpfen sie mit den erhabenen Göttern auf ihren phantastischen Reittieren, in jedem der vielen Arme eine andere Waffe: ein fürchterlicher Tumult! Heerscharen von Steinmetzen haben die Bilder gemeißelt, herausgezaubert aus den Blöcken. Allmacht und Wissen, verstehen Sie? Zerstückelt und aufgereiht auf 2000 Fuß massivem Laterit. Jedem Steinmetz wurde ein Priester zur Seite gestellt, um sicher zu gehen, dass jede Szene so dargestellt wird, wie sie sein soll: das Leiden der Fußsoldaten in den untersten Reihen, der würdige Blick des gefallenen Generals, die ängstlich aufgerissenen Augen des verletzten Elefanten, der wütende Mund des Gottes im Kriegsgeheul. Im Zentrum des Reliefs der Norden gegen den Süden, und im Eckpavillon dann der gütige Gott, der von der drückenden Welt befreit, der sicher und stark seine Herde beschützt.
Der Krieg, ja, der Krieg! Menschenbrücken bildeten wir durch die schlammigen Flüsse, damit die Waffen unversehrt ins Kampfgebiet und die Verwundeten trocken ins Sichere kommen konnten. Blumenvasen aus Granathülsen haben wir gebaut, und unsere Kameradinnen und Kameraden in den Tigerkäfigen bedauert. An den Tagen versteckten wir uns in den Wäldern, nachts schlugen wir zu. Schienen haben wir abmontiert und kilometerweit getragen, versteckt unter Farn. Niemand aus unserem Volk, dachten wir, soll jemals wieder eine Herrschaft in der Fahrradrikscha durch unsere Städte ziehen und beschimpft und bespuckt werden. Bildung für alle, für Frauen und Männer, am Land und in der Stadt! Und jetzt sieh dich um! Siehst du die fein gearbeiteten Paläste, die gläsernen Türme und die fremde Schrift, die uns überall findet?
Auch Hölle und Himmel, Erlösung und Verdammnis sind dargestellt. In einer ausführlichen Bildergeschichte erfahren die Pilgernden, wie die göttlichen Assistenten über die Leben der Gestorbenen urteilen und die Gläubigen teilen: oben tafeln sie in wunderschönen Räumen, unten leiden sie Qualen, die zu ihren vergangenen Leben passen… In der nächsten Galerie dann der große Kriegszug, stellvertretend für alle Kämpfe Unseres Volkes - Schlachten am Wasser und in den Bergen. In der untersten Reihe der Alltag, das Jagen, Fischen und Ernten, ein Hahnenkampf und ein Schachspiel, ein Ochsenkarren und Mütter, die ihre Kinder lausen. In der Mitte die einfachen Soldaten, mehrere Völker, an ihrer unterschiedlichen Kleidung und Ausrüstung erkennbar, alle in die Kämpfe verwickelt, Gesicht um Gesicht herausgeschält aus dem Granit für die Ewigkeit. Welche Waffen hatten Wir, wie sah unser tägliches Leben aus, fragen sich die Pilgernden, die jetzt kommen – zuerst mit ihren Kellen, Messgeräten und Lehrbüchern, dann die mit Selfiesticks, die von Attraktion zu Attraktion hasten, zu Dutzenden in enge Blechkisten gedrängt, und die sich dann wieder treffen und sich bei einem Bier von ihren Erlebnissen erzählen, um sich zu präsentieren, um sich zu produzieren: dort bin ich hinaufgewandert, hier habe ich dieses einmalige Foto vom Sonnenaufgang gemacht, schau, und weißt du noch, wie ich mit dem TukTuk-Fahrer verhandelt und den Preis auf die Hälfte heruntergedrückt habe? Wenn Wir abends unerkannt im ohrenbetäubenden Zikadenzirpen durch unsere Anlagen streifen und von vergangener Pracht träumen, dann sehen Wir sie respektlos und übermütig lachend über die überwucherten Ruinen und die gestürzten Mauern klettern. Im Eckpavillon beratschlagen sie anhand der Geschichte der entführten Königin, die gemeinsam mit der Armee des Affenkönigs zurückerobert wird, ob sich nicht alle Kulturen ähneln, weil es diese Erzählung doch auch bei ihnen, und ob Vergleiche nicht doch unangebracht, ob nicht gar eine Beeinflussung, oder vielleicht doch Eigenständigkeit, und wann überhaupt…Dabei gibt es bei Uns keine Zeit!
Die großen fremden Kulturen, ich schätzte sie gleichermaßen, wie ich sie verachtete. Wie sehr genoss ich die Zeit in den Ländern der Unterdrücker, und wie oft haderte ich damit. Raddampfer und Straßenbahnen, die Kunst und die Musik des fin de siècle, ein gediegenes Aufwallen und Aufbäumen in Pastelltönen. Und wie aktiv ich für die Zeitungen schrieb, „Freundschaft“ und „Menschlichkeit“, unter verschiedenen Namen, immer vom Geheimdienst überwacht. Mehrere Ordner mit Dossiers, penibel mit der Schreibmaschine getippt, Fotos, Analysen und Einschätzungen. Unterstützung habe ich gesucht bei unseren Gleichgesinnten in den Herkunftsländern der Repression, um gemeinsam eine neue Welt zu schaffen. Die Grundeigentümer wollten wir enteignen und ihre Leibeigenen befreien, den Menschen ihre Würde zurückgeben. Und wie ich mich klammerte an die großen Ideale, an die sie sich selbst nicht hielten – große Gedanken, unbestreitbare Wahrheiten, die ich wiedergab in meinen Reden: alle Menschen sind frei und mit den gleichen Rechten geboren, sie haben das Recht zu leben und ihr Glück zu suchen. Aber was haben wir stattdessen jahrzehntelang erdulden müssen! Mehr Gefängnisse als Schulen haben sie gebaut und uns in unserem eigenen Blut ertränkt, mit Opium und Alkohol haben sie unseren Geist vernebelt und unsere Wirtschaft zerstört, um uns abhängig zu machen! Millionen sind verhungert ihretwegen und doch sind wir so lange menschlich und stark geblieben – weil wir wussten, dass uns das Recht auf Selbstbestimmung und Gleichstellung zusteht.
Ein bisschen weiter oben auf den Steintafeln dann die Generäle auf ihren Elefanten, von Wedelsklaven mit parasolförmigen Schirmen vor der Sonne geschützt - je mehr Schirme, desto höher die gesellschaftliche und militärische Position. In der Mitte der Galerie schließlich der König, größer als alle anderen Figuren, wie er gerade den Krieg plant und mit den Generälen beratschlagt, kurz darauf die Siegesfeier, denn unbezwingbar sind Wir! Ein Aufstand ist auch erkennbar, und ein Asket, der sich vor Soldaten und einem Raubtier auf einen Baum flüchtet, ein Zirkus, eine Musikkapelle, eine Baustelle - denn Unsere ganze Welt ist eine Baustelle, ein niemals abgeschlossenes Generationenprojekt. Jeder Gottkönig hat seinen eigenen Stil in einem Tempel verwirklicht, furchtbare Krieger gleich wie ehrwürdige Weise, alle Facetten Unserer Herrschaft sind dargestellt. Aber auch wenn sich alle unterscheiden, sind sie doch auch wieder alle ähnlich, nach den universellen Regeln errichtet: der heilige Berg und das endlose Meer, dass ihn umgibt. So ist Unsere Liebe zu den Herrschern, Unser ganzes Leben für und durch den Gottkönig für immer festgehalten, denn Unsere Tempelpaläste sind für die Ewigkeit gemacht, nur sie sind aus Stein und werden alles überdauern. Geschützt vor der Zeit durch Unser vergängliches Leben und uneinnehmbar für die Ungläubigen bleiben die Hallen der Götter.
Die Jahre in Haft: unvorstellbar! Von Gefängnis zu Gefängnis gescheucht, hungrig und frierend. Und jedes Gefängnis ein Schmelztegel der Gesellschaft, auch ein Treffpunkt für Intellektuelle. Wen man in Freiheit nur von heimlich weitergegebenen Texten kannte, traf man hier bei der morgendlichen Wasserausgabe. Am schlimmsten waren die Inseln: ein Labyrinth aus porösen Felsbrocken, die alle eine kleine Krone aus Bäumen und Sträuchern trugen, selten eine zugängliche Stelle am Ufer. Darauf verteilt Menschengruppen, eine kleine Gesellschaft mit eigenen Regeln und Strafen. Sehnsüchtig sahen wir den großen Schmetterlingen mit ihren breiten Schwalbenschwänzen hinterher, während wir Muscheln und Würmer von den Kalkfelsen kratzten, um unsere Reisration aufzubessern. Wollte man von dort flüchten, musste man gut schwimmen und klettern können. Ich habe von niemandem gehört, der es geschafft hat. Wachen waren kaum nötig, sie patrouillierten unregelmäßig in Booten und brachten uns manchmal Reis und frisches Wasser. Die Verteilung übernahmen die Stärksten. An der Flucht hindern musste uns niemand, wir passten auf uns selbst auf und die Landschaft erledigte den Rest. Zwischen den Inseln schwammen Dörfer, in denen kaum jemand gewagt hätte, sich gegen das System aufzulehnen und uns zu helfen. Schnell verschwindet eine Siedlung über Nacht, geht unter mitsamt den Sat-Schüsseln, nur kleine Styroporkügelchen werden dann noch angeschwemmt. Große Hunde liefen kläffend auf den Stegen zwischen den Fischfarmen und Krabbenkörben hin und her, um die Vögel zu vertreiben. Zwischen den fix verankerten Siedlungen trieben kleine geflochtene Korbboote von jenen, die nur ein Boot zum Schlafen hatten, und immer wieder wurden sie von den Wellen rostiger Tanker durchgeschaukelt und aufgeweckt. Manchmal kippten die Boote und die schlaftrunkenen Menschen mussten schnell ihren wenigen Habseligkeiten nachtauchen. Es ist ein anderes Labyrinth als in den engen, verwinkelten Straßen der Altstadt. Verirrte man sich dort, landete man nicht auf einem kleinen, bunten Plastiksessel neben einer Bambuspfeife, sondern musste ums Überleben kämpfen. Von den Wellen an die scharfen Zacken der paradontösen Karstfelsen geworfen, bei Ebbe chancenlos unter die Gezeitenkante gespült, bei Flut mit der Hoffnung, hinaufklettern zu können, wenn die Kraft reichte: wieder und immer wieder, bis man es vielleicht auf eine andere Insel geschafft hat. Wo dann vielleicht ein gehässiger Capo über eine Handvoll Gefangener herrscht. Wie soll man einen Weg finden? Ob im Dschungel, in den Tunneln und Höhlen, ob am Busbahnhof oder in den Labyrinthen in unseren Köpfen: die Tiefe muss man suchen, und dann einen Weg aus der Tiefe an die Oberfläche. In der Gefangenschaft führten mich nur meine eigenen Gedanken und die Dichtung nach oben. Was sollte ich auch sonst tun? Mein Geist blieb frei wie die Wolken am Himmel, auch wenn mein Körper eingesperrt war. Zermürbend war es, und mit Wehmut sah ich jene, die wegen illegalen Glücksspiels eingesperrt worden waren und nun erst die Zeit hatten, dieser Leidenschaft nachzugehen. Wie gerne wäre ich der Bewegung draußen beigestanden, Seite an Seite mit den Kameradinnen und Kameraden. Das Gefängnis verändert uns, aber es kehrt uns nicht um, oft macht es nur unseren Antrieb stärker. Auf jeden Winter folgt ein Sommer und ohne die Kälte würden wir die Wärme nicht erkennen. Niemand konnte mir meine Freude an der Schönheit und mein Streben nach Gerechtigkeit nehmen, denn Schläge machen den Reis erst weiß und gut. Meine Tränen wurden zur Tinte und meine Verse zu Anklageschriften. Jeden Tag notierte ich heimlich in winzigen Zeichen, merk nur auf, was ich wieder verworfen habe:
Der Affe kann sich auf die Brust klopfen und Radau machen – am Ende tragen ihn doch die Ameisen fort.
Der Krebs kann umsichtig sein und seitlich gehen – im Rücken hat er trotzdem keine Augen.
Das Farn wächst und gedeiht nur gut, wenn alle Fasern und Blätter in eine Richtung ziehen.
Steil hinaufsteigen müssen die Pilgernden, wenn sie sich ehrfurchtsvoll hinwerfen wollen, über Stufen, auf denen ein falscher Schritt den Tod bedeutet, und doch kommen sie nie in die obersten Bereiche, die nur den Priestern und Uns vorbehalten sind. Die Anschauung der in 7 unterschiedliche Farben gehüllten Tänzerinnen findet dort statt, zur Kontemplation für den Herrscher, und dutzende riesige Gesichter blicken von hier aus über das Blätterdach und verkünden mit beruhigender Weisheit Unsere Größe. Das innerste Heiligtum darf nicht betreten werden, von niemandem – es ist nur Behausung für die Gottheit. Ist es einmal fertiggestellt und wurden der Statue die Augen geöffnet, wird ihr Verehrung in Form von ewiger Ruhe zuteil. Schwarz verwittert und von Flechten überzogen ist nun der ehemals strahlende, hellgraue Stein. Der Wald hatte sich schon über Unser größtes Streben, Unser gesamtes Leben gelegt und Unser Vermächtnis stillschweigend beschützt, bevor es wieder hervorgezerrt und aus der natürlichen Ordnung gerissen worden war.
Der Stein wartet geduldig, bis ihn das Moos bedeckt, und jedes Jahr schwellen die Wasser an. Verzeih, es ist mir gerade eingefallen. Kennst du das Meer? Hast du schon gefischt? Mit dem Volk ist es wie beim Surfen, du musst die Wellen lesen und einschätzen lernen, welche ist bedrohlich, welche nützlich, wann muss man sich fügen und untertauchen, wann kann die Chance ergriffen werden. Auch wenn es an der Oberfläche in die eine Richtung fließt, zieht es darunter oft in die Gegenseite. Stehst du bis zu den Hüften im Wasser, musst du die Balance finden, die Strömungen spüren. Und lass nie außer Acht, dass sich die Wellen und Strömungen auch selbst zerschlagen. An den Linien, die die Wellen im Sand hinterlassen, kann man die Aufregung ablesen, sie sind ein Seismograf der Herrschaft.
Jetzt wird es Uns aber bald zu viel mit Ihren Vergleichen, was sind Sie, Seemann oder Staatsmann? Ach, dieses gespielte Unwissen der Leute auf den Straßen, als ob sie nicht genau wüssten, wer Wir sind! Aber nur ganz wenige weichen untertänig aus, wie es sich gehört. Und doch bin Ich mir sicher, dass es alle bemerkt haben in den letzten Tagen, die Nachbarn kennen sich, und es ist ihnen sicher nicht entgangen, dass mehrere straßenseitige Zimmer von Unbekannten gemietet worden sind. Solche Neuigkeiten sprechen sich schnell herum. Trotzdem stehen sie glotzend im Weg, dabei sollten sie hurtig ausweichen und sich ergeben zerstreuen wie die kleinen Sandkrebse am Meer, wenn sie Unsere Tritte spüren und in ihren Löchern verschwinden. Ein erhebendes Gefühl!
Es war bereits dunkel, als die zwei Herrscher in die Sattlerstraße einbogen. Der Müllmann zog seinen Handkarren durch die Gassen, läutete regelmäßig seine kleine Glocke, um zu signalisieren, dass er allen Unrat mitnähme. Die in regelmäßigen Abständen postierten muskulösen Männer mit Sonnenbrillen und dezenten Anzügen, die auffielen, weil sie nur unauffällig beobachteten, begannen sich zurückzuziehen, wussten sie doch, dass der geheime Spaziergang bald vorbei war und nur mehr wenige Straßen bewacht werden mussten. Die Sattler rollten ihre Mopeds in die Garagen, aus denen schrille Technomusik wummerte, und öffneten zufrieden ihre Biere.
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Durch die beschlagene Scheibe ist nur ein kleiner Ausschnitt der nebelverhangenen Passstraße erkennbar. Langsam schraubt sich der Traveller-Bus hoch, Kehre um Kehre. Eine geschwungene Linie durch die Landschaft, wie ein Gemälde, aber die Straße so holprig, dass man nicht zeichnen kann. Eine Toilettenpause an einer kleinen Wellblechhütte am Straßenrand, Suppe und Chips, Schokolade und Bier. Generationen lebten hier abgeschottet, jetzt heißt es: helloho, come in plea(se)! Von hier aus ein Blick auf eines der vielen Täler, durch das der geheime Versorgungspfad verlief, dessen Verlauf immer angepasst wurde und der nie unterbrochen werden konnte. Der belagerte Militärflughafen, kaugummikauende Bomberpiloten auf schwarz-weiß Fotos, lässig und siegessicher, dann von Furcht entstellte Infanteriegesichter, versteckt hinter Leichen. Die Lebenden konnte man nur von den Toten unterscheiden, wenn staubgraue Gesichter im blendenden Granatenhagel kurz verzerrt aufschreckten und weiterhasteten. Unbegraben geistern die Verstorbenen mit hungrigen Blicken durch das Gefängnismuseum. Die atemraubende Feuchtigkeit in den Tunneln, gebückt und auf Knien durch den arrangierten Schrecken, nur nicht den Kopf anstoßen und bitte zusammenbleiben! Rot wären die Lehmwände, wenn es nicht so schwarz wäre. Durchtauchen durch das erdige Wasser, um dahinter in Sicherheit zu sein, in der Dunkelheit geborgen in einem kilometerlangen, mehrstöckigen Netzwerk voller Fallen. Die großen Höhlen für die Funktionäre und ihre Armee, mit Luftfilter und Kino, Krankenstation, Versammlungshallen und Fabriken. Die kleinen für die Menschen im Wald und auf den Feldern, eng und drückend, beklemmend und gefährlich. Ganze Dörfer unter der Erde. Aufnahmen der Miliz und der Flaktruppen: stolz winkende Feldarbeiterinnen, immer bereit. Gegenübergestellt: Frauen vor ihren Hütten mit altertümlichen Armbrüsten, von den Imperialisten angeworben.
In einer Zeit des Wandels von den ersten unscharfen Aufnahmen des Kriegs zu ausklappbaren Titelseiten in prallen Farben akribisch dokumentierter Horror, reihenweise an die hohen Wände gehängt: Kinder ohne Augäpfel, mit zusammengewachsenen Hüften und deformierten Extremitäten; Doppelte Gelenke und anklagende Blicke, denen keine Klagen gegen die Dioxinhersteller folgten. Noch Generationen später gibt es Betroffene, die unter einer Stiege im Schatten sitzen und vor sich hin starren oder aus ihren Rollstühlen heraus Lotterielose verkaufen: die Dioxingeburt, ein Glückspiel! Überraschung, eine Landmine! Gewonnen, ein Leben in Schmerzen, aber die Chance war ja nicht gering, das ist nichts Besonderes. Der Regen ist gekommen, aber lange hat er nichts weggewaschen. Auch die Fliegerpiloten von damals haben Hautkrankheiten und Alpträume. 173 Kinder an einem Vormittag, und ein wohlwollender bodycount: wenn es tot ist, war es ein Feind. Zu Tode schleifen oder aus dem Hubschrauber werfen, lächelnd beim waterboarden, jemanden in einen sich langsam füllenden Wassertank sperren – Spielformen der Übermacht. Und trotzdem chancenlos gegen eine Überzeugung, die nur stärker wurde. 600.000 Tonnen Bomben blieben zurück auf ausradierten Landstrichen: Phosphor und Napalm, und doch verloren. Hunderte geheime Flugfelder in den Bergen, zwischen schroffen Karstfelsen. Dazwischen dicker Nebel. Tagelanges Warten auf eine Startmöglichkeit, gelangweilte GIs in kleinen Dörfern, heute rasen Motorräder über die Landepisten und Minibuskarawanen voller Rücksäcke mit Kajaks auf dem Dach erschließen die damals stillen Täler. Abenteuerpiraten, Kotze und Outdoorexperts. Landraub früher: plötzlich produzierten sie nicht mehr Reis für sich, sondern Gummi für die anderen. Und heute: Palmöl und Gummi, und Backpacker kommen und glauben, sie täten etwas Außergewöhnliches und Gutes. Alles beim Alten!
Die Felder in der Talsohle sind gelb, bald wird geerntet. An jeder Straßenecke kann man Militärhelme als Souvenirs kaufen, mit den allseits beliebten Dollars zahlen. Nichts erinnert mehr an die Zeit der Diktatur, an die Enteignungen und die Umerziehungslager. Die ehemaligen Kollaborateure, die das Land an die Imperialisten verraten haben, mussten fliehen, manche als boat people, manche über Berge. Schweigen über die Vergangenheit, doch jeden Abend öffentliche Durchsagen aus Lautsprechern, die alle Wohnstraßen beschallen. Feindesfeind und Freunderlwirtschaft: wer fährt hin zum Propagandabesuch, wer schaut weg, wer lässt sich sehen? Wie verlaufen die Linien, wo erodieren sie, wann ändern sich die Allianzen?
Am Abend treffen sich zwei am geheimen Strand, wo sich verborgen vor den Blicken der kleinen Stadt zitternde Lippen unter einem Schirm zum ersten Mal treffen. Bereits als Kind kannte man den Ort von den Älteren in der Nachbarschaft, die immer sagten: da darfst du nicht hin, du bist zu klein, verschwinde! Und trotzdem blickte man vorsichtig über die Sträucher, gemeinsam kichernd mit anderen Gleichaltrigen oder allein, mit roten Ohren. Ungeduldiges Warten auf die kommenden Jahre, vielleicht sogar schon ein Ziehen und Schieben im Körper, ein unwissendes Pochen. Wenn man jetzt hingeht, schwebt schon die Gewissheit in den Gedanken wie eine fiebrige Klette: auch heute berühren wir uns wieder, zaghaft, ungeschickt, stürmisch oder zielstrebig – such dir ein Adjektiv aus! Schnelle Schritte am Kopfsteinpflaster. Ist er heute da, wird sie kommen? Wer sieht mich? Niemand weiß es, aber alle wissen es, niemand kennt den versteckten Ort, aber alle waren jung und lächeln vielsagend, deuten hinterm Rücken der Nachbarin oder dem Großvater: schau, wer da unauffällig vorbeihuscht. Und bald gräbt wieder ein Kind im Sandstrand, gräbt, bis das Grundwasser kommt. Dann ist die Welt wieder in Ordnung und man kann mit zerschundenen Fingernägeln beruhigt zusehen, wie sich im Loch eine kleine Pfütze bildet.
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